Kommentar

Vorsatz: CO2-Ausstoßreduzieren

Ein Kommentar von Julia Ostrode

Ein Vorsatz, der nicht nur sich selbst sondern auch der Gesellschaft sowie
Umwelt guttut, ist die Idee, den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Einsparbedarf und -potenzial gibt es genug, schließlich verursachte im Jahr
2017 jede:r Deutsche im Schnitt 11,3 Tonnen CO2 – bei einem EU-Durchschnitt
von „nur“ 8,8 Tonnen (was noch immer viel zu viel ist)1. Hier stellt sich natürlich
die Frage, was genau der eigene CO2-Ausstoß ist und wie man diesen
beschreiben oder messen kann. Dafür gibt es wichtige Tools, die wir bereits in
unserem ersten Teil der Serie „(Un-)Sinn von Vorsätzen“ angerissen haben.
Online-Rechner wie der Ressourcenrechner des Wuppertal Instituts
(https://www.ressourcen-rechner.de/), der Klimarechner des WWF
(https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/wwf-klimarechner/)
oder auch der CO2-Rechner des Umweltbundesamts (UBA) https://uba.co2-
rechner.de/de_DE/ geben uns einen ersten Überblick über unseren ganz
persönlichen Ressourcenverbrauch und/oder CO2-Ausstoß und helfen oft
auch direkt dabei, das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten. Sobald man sich
mithilfe eines dieser Tools den eigenen Verbrauch ausgerechnet und
verdeutlicht hat, kann man nach dem Prinzip „vermeiden – reduzieren –
kompensieren“, das wir hier beispielhaft vorstellen, dem Vorsatz nachgehen,
den CO2-Ausstoß zu senken.

Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren

Unser individueller CO2-Ausstoß setzt sich aus verschiedenen Komponenten
zusammen, die uns die gängigen Online-Rechner meist übersichtlich
aufschlüsseln. Der Rechner des UBA gibt uns zudem die Möglichkeit, unseren
CO2-Ausstoß mit dem deutschen Durchschnitt zu vergleichen (siehe
Abbildung). Der größte Teil entfällt dabei auf den sogenannten „sonstigen
Konsum“, worunter alltägliche Kaufentscheidungen (z.B. Kleidung), aber auch
Geldanlageentscheidungen oder das Halten von Haustieren gezählt werden. Großes Einsparpotenzial bieten aber auch die Bereiche Wohnen und Strom
sowie Mobilität.



Quelle: Umweltbundesamt (https://uba.co2-rechner.de/de_DE/)


Vermeiden

Insbesondere beim Thema „Reisen“ lässt sich unnötig hoher CO2-Ausstoß vermeiden. Jedes Fortbewegen mit einem Verkehrsmittel kostet Energie und je nach Fortbewegungsmittel und der entsprechend verbrauchten Energiemenge lässt sich der CO2-Ausstoß bestimmen. Je größer und schwerer das Verkehrsmittel ist, desto höher ist auch der CO2- Ausstoß. Die Vermeidung von Flugreisen ist beispielsweise ein wichtiger Schritt, um seinen CO2-Ausstoß zu regulieren. Im Idealfall nutzt man vermehrt den ÖPNV oder teilt sich z.B. sein Auto mit mehreren Leuten, um auf seine CO2-Bilanz zu achten. Nicht motorisierte Verkehrsmittel wie z.B. das Fahrrad schneiden im Vergleich am besten ab.2 Reduzieren Im Bereich des Reduzierens geht es vielfach darum, Effizienzsteigerungen zu erreichen, um so den eigenen CO2-Ausstoß durch nicht vermeidbare Aktivitäten zu verringern. Was zunächst unspektakulär klingt, kann durchaus beeindruckende Effekte haben. So macht das Heizen z.B. rund 70 Prozent des Energieverbrauchs und 60 Prozent des CO2-Ausstoßes im Bereich Wohnen aus3 Sparsames und effizientes Heizen und Lüften kann daher schon eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sein. Auch im Bereich Mobilität gibt es viele Einsparpotenziale. Lassen sich Autofahrten beispielsweise nicht vermeiden, so bieten sich Fahrgemeinschaften an. Zum Thema Mobilität gibt es auch eigene Rechner, die uns beim Vergleich helfen, beispielsweise hier bei Quarks: https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/co2-rechner-fuer-autoflugzeug-und-co/.

Kompensieren

Das Kompensieren der eigenen Emissionen kann unseren verbleibenden CO2- Ausstoß ausgleichen, indem an anderer Stelle CO2 eingespart wird – zumindest rein rechnerisch. Beim Kompensieren zahlen wir einen bestimmten, von den zu kompensierenden Emissionen abhängigen Betrag an einen Kompensationsanbieter, der mit diesem Geld klimaschützende Projekte finanziert, beispielsweise über Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien oder auch Reduzierung von CO2 durch Aufforstung. Vielfach kooperieren solche Anbieter auch mit anderen Unternehmen, sodass die Emissionen einer Flugreise direkt bei der Buchung kompensiert werden können. Bei der Auswahl eines Anbieters ist es wichtig, dass dessen Vertrauenswürdigkeit und die Wirksamkeit der finanzierten Projekte durch einen Qualitätsstandard (z.B. den sogenannten Goldstandard) angezeigt werden4. Denn natürlich gibt es bei der Kompensation Haken. Zunächst tritt die Wirkung der Kompensationsprojekte zumeist mit Zeitverzögerung ein (ein Baum braucht beispielsweise Jahrzehnte, bis er sein volles Potenzial zur Bindung von CO2 entfaltet) und unterliegt einer gewissen Unsicherheit (nicht alle angepflanzten Bäume überleben), während die CO2-Emissionen durch unsere privaten Entscheidungen sofort das Klima belasten. Außerdem ist die von den Anbietern tatsächlich berechnete Kompensation eine theoretische Zahl, die davon abhängt, wie viel CO2 ohne das jeweilige Kompensationsprojekt ausgestoßen würde – also ein Wert, der sich nicht mit Sicherheit feststellen und noch schwieriger überprüfen lässt. Einen sehr guten Überblick über verschiedene Kompensationsanbieter, ihre Bewertungen durch Stiftung Warentest und alternative Möglichkeiten wie z.B. Vereine zur gemeinschaftlichen CO2-Kompensation bietet eine Reportage von Deutschlandfunk Kultur.5 Eine weitere Tücke, die allerdings auch bei den Strategien Vermeiden und Reduzieren zum Tragen kommen kann, ist der sogenannte Rebound-Effekt. Sparen oder kompensieren wir an einer Stelle CO2 ein, fühlen wir uns häufig „berechtigt“, an anderen Stellen nicht ganz so genau hinzuschauen und vielleicht sogar mehr CO2 zu erzeugen, weil wir uns ja eigentlich nachhaltig verhalten. Das kann dazu führen, dass ein beträchtlicher Teil des Erfolgs wieder zunichte gemacht wird.

Fazit: Kompensieren ist allemal besser, als nicht zu kompensieren, ein Freifahrtschein ist es aber nicht. Besser ist es also, durch Vermeiden und Reduzieren Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen – ein Vorsatz, den wir alle umsetzen können.

1 https://www.tagesschau.de/faktenfinder/co2-emissionen-103.html

2 https://utopia.de/ratgeber/co2-ausstoss-pro-kopf/

3 https://www.umweltbundesamt.de/themen/richtig-heizen

4 https://www.umweltbundesamt.de/themen/freiwillige-co2-kompensation

5 https://www.deutschlandfunkkultur.de/co2-kompensation-schlechtesgewissen- gutes-geld-und-faule.976.de.html?dram:article_id=488040

Julia Ostrode

Julia Ostrode